Mieterstrom

Mieterstrom

Mieterstrom liegt dann an, wenn auf dem Dach eines Wohngebäudes Solaranlagen Strom erzeugen, der direkt beim Endverbraucher im Gebäude oder Quartierblock landet. Er nimmt keinen Umweg über das öffentliche Netz, sondern gelangt direkt zu den jeweiligen Mietern. Aus diesem Grund besitzt der Mieterstrom auch die Bezeichnung Quartier- oder Direktstrom.

Die verschiedenen Mieterstrommodelle

Es ist essenziell, dass beim Mieterstrom die Zuständigkeiten klar und deutlich vertraglich festgelegt sind. Deswegen unterscheiden wir im Allgemeinen zwischen zwei unterschiedlichen Modellen: dem Enabling und Contracting.

Enabling

Beim Enabling betreibt der jeweilige Immobilienbesitzer die Solaranlage. Er trägt alle entstehenden Anschaffungskosten und ist für den reibungslosen Ablauf zuständig. Dafür steigt der Wert der Immobilien. Außerdem erhält er die Möglichkeit, Förderungen zu beantragen – zum Beispiel eine Einspeisevergütung oder einen Mieterstromzuschlag – und erhält in der Regel lohnende Zusatzrenditen vom jeweiligen Energieversorger.

Contracting

Beim Contracting geht der Vermieter einen Vertrag mit einem Mieterstrom-Partner ein, der die Solaranlage stellt. Dieser übernimmt nicht nur das Finanzieren der Panels, sondern auch die regelmäßige Wartung und die energiewirtschaftlichen sowie rechtlichen Anforderungen. Die Vorteile für den Immobilienbesitzer liegen auf der Hand: Er geht keinerlei Investitionsrisiko ein, stellt nur den Platz für die Solarpanels zur Verfügung. Der Aufwand ist minimal. Negativ schlagen die je nach Anbieter teilweise recht hohen Vertragslaufzeiten zu Buche. Außerdem entfällt die Möglichkeit zur Förderung. Für die Mieter fallen die finanziellen Ersparnisse im Vergleich zum Enabling-Modell weitaus geringer aus.

Welche Anforderungen gibt es?

Die wohl wichtigste Auflage im Mieterstrom besteht darin, dass Sie die Energie direkt an den Endverbraucher – Ihre Mieter – liefern müssen und dabei nicht das öffentliche Stromnetz nutzen dürfen. Eine Ausnahme besteht darin, wenn Sie mehr Strom erzeugen, als Ihre Bewohner aktuell benötigen: Den Überschuss dürfen Sie ins allgemeine Versorgungsnetz einspeisen. Reicht der Strom hingegen nicht aus, können Sie den Bedarf über einen speziellen Mieterstromlieferanten decken. Vor allem bei der Kombination aus selbst produzierter Energie und zusätzlich gelieferter ist es essenziell, dass Sie den jeweiligen Verbrauch mit geeichten Drehstromzählern ermitteln.

Auch rechtlich gibt es Anforderungen: Seit dem Jahr 2017 ist das Prinzip des Mieterstroms umgestaltet und seitdem um einiges lukrativer für Vermieter. Unter anderem schaffte das Gesetz zur Förderung von Mieterstrom den Mieterstromzuschlag. Um den zu erhalten, müssen Immobilienbesitzer einige Bedingungen erfüllen: Berechtigt sind nur Solaranlagenbesitzer seit Juli 2017. Die Panels müssen Sie bei der Bundesnetzagentur registrieren und sie dürfen keine Leistung über 100 kW erbringen. Der Zuschlag gilt auf bis zu 20 Jahre und variiert je nach Größe der Anlage.

2021 fand eine weitere Verbesserung des Gesetzes statt: Die Förderungen sind nun höher und die allgemeinen rechtlichen Abläufe einfacher gestaltet. Seitdem dürfen Sie unter Umständen selbst Häuser im direkten Umfeld, die eigentlich nicht zum jeweiligen Gebäude gehören, über den Mieterstrom versorgen.                               

Die Vorteile des Mieterstroms

Das Prinzip des Mieterstroms bringt zahlreiche positive Auswirkungen mit sich – sowohl für Bewohner als auch für Vermieter!

Vorteile für Immobilienbesitzer

Für Gebäude-Inhaber lohnt sich der Wechsel zum Mieterstrom enorm.

  • Zusätzliche Rendite und Fördermöglichkeiten
    Entspricht Ihr geplantes Mieterstrom-Modell den staatlichen Bestimmungen, können Sie wertvolle Fördersummen für Ihr Projekt beantragen. Es ist gleich, ob Sie einen Neubau oder ein Bestandsgebäude energieeffizienter ausrüsten möchten. Dabei stehen Ihnen mehrere Anbieter zur Verfügung. Ideal eignen sich zum Beispiel das Programm der KfW 40, der Mieterstromzuschlag nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz oder die KWK-Förderung.

  • Nachhaltige Energiegewinnung
    In den letzten Jahren hat unser Umweltbewusstsein einen großen Sprung gemacht. Immer mehr Menschen achten im Alltag darauf, wie sie ökologischer leben können. Die Denkanstöße weiten sich langsam auch auf die Wohnungssuche aus. Dank einer nachhaltigen Energiegewinnung mittels Mieterstrom erschließt sich Ihnen eine völlig neue Zielgruppe, an die Sie Ihre Appartements vermieten.
     
  • Wertoptimierung der Immobilien
    Eine hochwertige Solaranlage macht sich – spätestens nach der Amortisation – für Sie nicht nur finanziell bezahlt, sondern steigert ebenfalls den Wert Ihrer Gebäude. Das Nutzen von nachhaltigen Energien wird immer präsenter, weshalb sich bereits bestehende Panels bei einem Verkauf des Hauses positiv auswirken können.

  • Erhöhte Mieterbindung durch geringere Mietnebenkosten
    Ständig wechselnde Mieter sind nicht nur schlecht für das Ansehen als Hausbesitzer. Sie verursachen auch unnötige Kosten, wenn es darum geht, neue Bewohner für Ihre Appartements zu finden. Mit dem Mieterstrom legen Sie die Grundlage für ein zufriedenes Miteinander und möglichst lange Bindungen durch die günstigen Nebenkosten.

  • Potenzieller Imagegewinn
    Große Wohnungsgesellschaften besitzen nicht selten ein Reputationsproblem. Mit einem Angebot zum Mieterstrom pushen Sie Ihr Image durch günstige Konditionen für zukünftige Bewohner und tun gleichzeitig etwas Gutes für die Umwelt.

 

Vorteile für Mieter

Sie ziehen um und haben die Möglichkeit, ein Appartement mit Mieterstrom-Modell zu wählen? Wir zeigen Ihnen, welche Vorteile damit für Bewohner einhergehen!

  • Reduzierte Stromkosten
    Der Mieterstrom lohnt sich für Bewohner besonders: Sie müssen die Solaranlage nicht selbst finanzieren, profitieren in der Regel aber von günstigeren Strompreisen. Deswegen ist das Prinzip so beliebt!

  • Beitrag zum Umweltschutz
    Möchten Sie erneuerbare Energien nutzen, besitzen jedoch kein eigenes Haus, sind Wohnquartiere mit Mieterstrom eine ideale Alternative. Fotovoltaik- und Solaranlagen belasten die Umwelt im Vergleich zu Braunkohle und Co. viel weniger. Außerdem sparen Sie damit endliche Rohstoffe.

  • Ideale Lademöglichkeit für E-Autos
    Sie fahren ein E-Auto und möchten es umweltfreundlich laden? Am besten gelingt Ihnen das über erneuerbare Energien wie Solarstrom. Mieten Sie eine Wohnung oder einen Stellplatz, der sich in einem Mieterstrom-Einzugsgebiet befindet und laden Sie Ihr Fahrzeug so nachhaltig wie möglich! Die Abrechnung gelingt Ihnen mit einem mobilen Zwischenzähler ohne großen Mehraufwand.

  • Dezentrale Energieversorgung abseits der öffentlichen Netze
    Eine Energieversorgung abseits der herkömmlichen Stromanbieter bringt einen wesentlichen Vorteil mit sich. So sind Mieter generell unabhängig von der zentralen Energieversorgung und deswegen in der Regel keinen hohen Preisschwankungen ausgesetzt.

Warum Sie Mieterstrom beim Planen eines Neubaus von Anfang an in Betracht ziehen sollten

Für Projektentwickler eines anstehenden Bauprojektes für Mehrfamilienhäuser sind erneuerbare Energien kaum wegzudenken. So ist es seit 2009 vorgeschrieben, dass Neubauten – ab einer Nutzfläche von mehr als 50 Quadratmetern – ihren Energiebedarf zum Teil auf umweltfreundlichere Art als mit fossilen Brennstoffen decken müssen. Doch davon abgesehen, lohnt es sich, das Modell des Mieterstroms in Betracht zu ziehen:

  • Innovatives und nachhaltiges Konzept
    Neubauten mit besonderen Entwürfen sind überaus beliebt. In Großstädten peppen Sie vor allem mit sehr nachhaltigen Plänen Ihr Unternehmensimage auf und erhalten viele positive Aufmerksamkeit. Das wirkt sich nicht nur auf das Ansehen der neuen Wohnanlage aus, sondern auch zukünftige Projekte. Mit einem ausgeklügelten Mieterstrom-Modell leisten Sie gleichzeitig einen großen Beitrag zum Umweltschutz.

  • Ideal zum Integrieren von Elektromobilität
    Gerade in Städten spielt das Thema Elektromobilität eine immer größere Rolle. Beim Bau von Tiefgaragen gibt es mittlerweile die Maßgabe, dass jeder Stellplatz die Voraussetzungen für Wall-Boxen zum Laden von E-Autos erfüllen muss. Ein Mieterstrom-Konzept lohnt sich deshalb hervorragend für umfangreiche Parkhäuser oder Wohnhäuser mit eigener Tiefgarage.

  • Energieeffizienz
    Um wertvolle Fördermittel abzugreifen, müssen ebenfalls öffentliche Bauprojekte gewisse Energieeffizienz-Richtlinien einhalten. Mit einem Mieterstrom-Modell ist es Ihnen ein Leichtes, die Anforderungen aus dem Bebauungsplan einzuhalten und Ihr Konzept von KfW und Co. subventionieren zu lassen.

 

Bildquellen:

https://stock.adobe.com/de/images/solaranlage-auf-einem-mehrfamilienhaus/40576465
https://stock.adobe.com/de/images/hausbau-in-planung-panoramisch/116758076

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